Freitag, 24. Juni 2016

eKhaya - Mein Zuhause

Ich wohne jetzt schon seit über 10 Monaten in Südafrika, genauer gesagt an der Wild Coast in der Provinz Eastern Cape. Doch nur einige wenige von euch wissen, was es bedeutet, in einem der ländlichsten Distrikte der ehemaligen Transkei zu leben. Es folgt ein kleiner Einblick in meine Umgebung, meine Community, mein Haus und meine zweite Familie. 


In meinem Dorf, Nqileni Village, leben ca. 500 Menschen. Es wird im Norden und Süden durch zwei Flüsse begrenzt, sowie im Westen durch einen hohen Hügel und im Osten durch den Indischen Ozean. Eine  (Schotter-)Straße ist die einzige befahrbare Verbindung ins Nachbardorf; sie dient außerdem als Hauptverkehrsachse, da an ihr der Shop und die Taverne des Dorfes angesiedelt sind. Desweiteren verfügt das Dorf über ein Netz von unzähligen Trampelpfaden und Schleichwegen.

Der Shop wird geführt von "Diga", einem Mann aus Simbabwe, der jeden Tag von 7 Uhr bis 18 Uhr hinter der Ladentheke steht und praktisch kein Wort Englisch spricht. Sein Sortiment ist erstaunlich gut, so verfügt er neben den üblichen Produkten (Brot, Eier, Milch, Äpfel, Reis, Pap, etc) auch über Unterwäsche, Batterien, Regenschirme und Make-Up. Zurzeit wird der Shop vergrößert, weshalb man sich bald vielleicht über Eis Creme oder sogar Käse freuen kann.
Diga's Shop: Außenansicht
Innenansicht
Die Taverne ist der zweite große Anlaufpunkt. Sie wird von einer lokalen Familie geführt, bei der sogar schon der 13 jährige Sohn hinter dem Tresen steht und verkauft, sowie gelegentlich mit dem Auto für Nachschub sorgt. In der Taverne ist zu jeder Tageszeit Betrieb. Die Gäste sitzen auf umgedrehten Bierkisten und genießen ihr kühles Blondes, während ihre Kinder draußen mit den Tieren spielen. In der geselligen Runde wird stets nach afrikanischer Trinkweise getrunken. Ein Bier wird mit allen geteilt, dann erst das nächste geöffnet, welches wiederum geteilt wird. Zusätzlich macht ein Eimer mit traditionellem Xhosa Bier die Runde.
Zwei Mädchen posieren vor der Taverne
Nun zu meinem Haus. Das Haus besteht aus "Mud Bricks", die von den Mamas aus der lehmhaltigen Erde gestochen und anschließend mit Kuhdung versiegelt werden. Nach mehrtägigen Trocknen in der Sonne können sie zum Hausbau benutzt werden. Da die Bricks allerdings alles andere als schön aussehen, werden die Häuser abschließend noch mit bunter Farbe bemalt.
Der Fußboden in unserem Haus besteht ebenfalls aus Kuhdung. Da er sich recht schnell abnutzt, bekommt er alle 2 Monate eine neue Schicht. Zuständig dafür sind unsere Nachbarn, Mama Nonezile mit ihren Töchtern.
Auf unserem Dach sind zwei kleine Solarzellen installiert, die 4 Glühbirnen im Haus mit Energie speisen. Zum Aufladen von Handys oder ähnlichem reicht es allerdings nicht. Zum Kochen benutzen wir unseren zuverlässigen Gasherd, mit dem wir mittlerweile sogar "Pfannen Pizza" backen.
Unser Haushalt verfügt über keinen Wasseranschluss, dafür aber über einen Wassertank, der das Regenwasser von unserem Dach auffängt. Das Regenwasser benutzen wir zum abwaschen, Zähne putzen, kochen und zum trinken. Bevor wir es allerdings trinken, wird es mithilfe einen Wasserfilter gefiltert. Ich muss sagen, es ist mit Abstand das sanfteste und angenehmste Wasser, das ich je getrunken habe.
Die fertigen "Mud Bricks"
Unser bescheidenes Haus aus westlicher Perspektive
Aus östlicher Blickrichtung
Unmittelbar neben unserem 3-Raum Haus steht eine weitere Hütte. Das Haus unser Nachbarn. Es ist ein Rondavel, d. h. ein runder Raum mit kleinen Fenstern, Kuhdung Boden und Reetdach.
In diesem Rondavel leben die Mama Nonezile, ihre Töchter Nomzamo, Lelethu und Asali sowie ihre beiden Söhne Afrika und Lenathi und ihr Enkel Ano.
Mama Nonezile ist inzwischen offiziell zu "unserer" Mama geworden und ihre Kinder ebenfalls offiziell zu unseren Geschwistern (Wenn ihr mir nicht glaubt, dann kommt her und fragt mal in unserem Dorf nach... Jeder wird es euch bestätigen :)).


Ende April durften wir ein weiteres Mitglied in unserer Familie begrüßen: Butch, unser Hausschwein. 
Die Sau unserer Nachbarn hatte 6 kleine Ferkel geworfen und so beschlossen Paul und ich, eines zu erwerben. Wir warteten knapp 4 Wochen, bis es nicht mehr auf Muttermilch angewiesen war und kauften es für 100 Rand (etwa 6 Euro). In der folgenden Zeit galt es, Butch an uns und unser Haus zu gewöhnen. Er wurde viel gefüttert, ja förmlich gemästet und er bekam körperliche Zuneigung in Form von Streicheleinheiten. Inzwischen wartet er wie ein Hund auf uns und freut sich, wenn wir nachmittags von der Arbeit nach Hause kommen. 




Das war der kleine Einblick in mein zweites Zuhause. Ich hoffe, ihr habt ein genaueres Bild über mein Umfeld  erhalten können... Auch wenn man zum wirklichen Begreifen wahrscheinlich einmal vor Ort gewesen sein muss ;)