Meine ersten Tage waren gleichzeitig
die letzten Tage meiner Vorgänger. Aus diesem Grund durften Paul und
ich mehreren Abschiedsfeiern beiwohnen. Diese Abschiede waren ganz
anders als erwartet.
Im Incubator gab es zu Beginn ein
großes Festmahl, zubereitet von einigen Mamas des Dorfes. Darauf
folgte eine Reihe sehr emotionaler Reden von jedem Anwesenden (ca. 25
Personen), welche zusätzlich entweder ins Englische bzw. in Xhosa
übersetzt wurden. Doch die traurige Stimmung wechselte von jetzt auf
gleich. Plötzlich wurde gesungen, getanzt und gelacht.
Die gesamte Feier war so beeindruckend,
dass ich es kaum für möglich gehalten hätte, das dies nochmal
getoppt werden kann...
Am Donnerstag jedoch fand die
Farewell-Feier in der Xhora Mouth JSS statt. Die gesamte
Schülerschaft (ca. 500 Learners) und der gesamte Lehrkörper
veranstalteten einen sehr bewegenden und schönen Abschied, ja fast
schon eine Abschiedszeremonie. Es wurden Gebete gesprochen, noch
längere, emotionale Reden gehalten. Immer wieder unterbrochen durch
Lieder des Schülerchors. Zum Abschluss erhielten Jan und Leon
(unsere Vorgänger) jeweils einen extra angefertigten Award für ihre
Dienste an der Schule.
Das mit Abstand Beste kam jedoch
unerwartet. Die Verabschiedung war schon vorbei und wir waren dabei
das Schulgelände zu verlassen, als auf einmal über 200 Schüler
laut singend hinter einer Ecke auftauchten und ein letztes Lied für
unsere Vorgänger performten. Gänsehaut pur!
Der Schülerchor |
Am Freitag, den 14. August war es dann
endlich soweit: Unser erster Tag als Lehrer.
Er startete wie jeder Tag bisher um 7
Uhr morgens mit einer kurzen, aber warmen Dusche in der „Bulungula
Lodge“, welche ca. 400m von unserem Haus entfernt ist. Nach einem
sättigenden Frühstück schauten wir schnell im Incubator vorbei, um
kurze Zeit später Richtung No-Ofisi JSS aufzubrechen. Es sind zwar
nur ungefähr 1,5km Luftlinie bis zur Schule, doch aufgrund der
ganzen Hügel braucht man 30 Minuten zu Fuß.
Der Mathe Unterricht ging von 9 bis 12
Uhr, danach machten wir uns wieder auf den Heimweg. Der erste Tag als
Lehrer war damit erfolgreich beendet. Alles hatte gut funktioniert
und die Kinder der Grade 2 waren ebenfalls mit vollem Eifer dabei
gewesen. Der Weg nach Hause ist dann auch jedes mal ein Erlebnis für
sich, da die Kinder natürlich „Mister Mo“ und „Mister Paul“
auf deren Heimweg begleiten wollen, sodass uns nach kürzester Zeit
eine Schar Schulkinder folgt.
Mister Paul bei der Arbeit: Matheunterricht |
Nach dem anstrengenden Vormittag hatten
Paul und ich die große Ehre, zu einer traditionellen
Toten-Verabschiedung eingeladen zu sein. Es war zwar etwas
befremdlich, dass wir beide, zwei weiße 18-jährige, seit einer
Woche in Bulungula, auf einer Bank Platz nehmen durften, während die
Mamas auf dem Boden saßen.
Dennoch war es eine sehr bewegende
Zeremonie. Nach 20 Minuten war alles vorbei mit einem letzten Gebet.
Man bekam den Eindruck, als wäre die Verstorbene mithilfe der Lieder
und Gebete aus der Hütte ins Jenseits befördert worden. Direkt im
Anschluss wurde wieder gescherzt, gelacht und sich unterhalten. Die
Trauer war wie weggezaubert...
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